Freitag, 23. September 2011

Wie Hannah Montana die Welt erobert


Gestern ging es mal wieder in die Stadt. Also hab ich meine Haare zusammengebunden, meine Tasche gepackt mit Sonnenbrille, Geld und Kamera, meinen 3,95-Euro-teuren-Bijou-Brigitte-Fake-Ehering angezogen und den Ausschnitt meines Kleides mit einer Sicherheitsnadel an die indischen Verhältnisse angepasst (achja, eingecremt hab ich mich selbstverständlich auch!). Alles in allem also perfekt präpariert.
Indien erscheint mir wie eine Parallelwelt. Wenn mich jemand fragt, was der Unterschied zwischen Deutschland und Indien ist, so muss ich lachen und  darum bitten, mich nach den Gemeinsamkeiten zu fragen, damit ich mit einem einzigen Satz antworten kann. Aber dennoch ist es „nur“ eine Parallelwelt – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn Parallelen gibt es durchaus, auch abgesehen von denen, die wohl jedes Volk der Welt auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner miteinander vereinen. Indien ist, sofern ich das beurteilen kann, ziemlich verwestlicht, was allerdings hauptsächlich in den Städten zu sehen ist. Gleichzeitig herrschen aber in bestimmten Belangen (wie zum Beispiel der unterschiedlichen Rollen von Mann und Frau) –aus meiner Sicht- mittelalterliche Vorstellungen. Ich bin sehr gespannt wie sich Indien (und dieses Phänomen trifft bestimmt auf sehr viele andere Nationen ebenfalls zu!) unter dem Spannungsfeld zwischen Tradition und Globalisierung entwickeln wird.
Tradition ist, wenn die Busse in Bereiche für Männer und Frauen eingeteilt ist, wenn sich die Mädchen eine Blätterpampe auf die Hände klatschen, damit sie orange werden (gestern Abend war dann auch ich an der Reihe…), wenn man beim Essen ausschließlich die rechte Hand benutzt, beim Trinken das Glas nicht mit dem Mund berührt und wenn die Kühe auf den Straßen laufen.
Globalisierung ist, wenn Hannah Montana selbst hier im fernen Indien die Weltmacht allmählich an sich reißt, indem sie auf sämtlichen Schulränzen abgebildet ist,  wenn Coca-Cola in fremden Namen Wasser verkauft, wenn in jeder größeren Stadt ein Subway zu finden ist und wenn jeder fünfte Inder zwischen 20 und 30 mit einem „Playboy“ T-Shirt rumläuft.

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