Mittwoch, 21. September 2011

„Sister, do you like India?“ – „NO!“


Ja, ich weiß. Die Überschrift klingt erst mal ziemlich hart. Aber es ist eben eine Momentaufnahme, die nötig ist, um letztendlich ein umfangreiches Bild zu bekommen. In dem Buch meiner Mutter mit dem Titel „Gewaltfreie Kommunikation“ steht, dass man Kritik immer aus der eigenen Perspektive schildern, und den Grund für Diskrepanzen zunächst in seiner eigenen Person suchen soll.  Also formuliere ich es mal so: Ich empfinde mich selbst als zu deutsch, um mich an die indische Uhr (die so langsam läuft, dass man das Gefühl hat, sie bewegt sich rückwärts) zu gewöhnen.
Stillstand.
Warten.
Zeit absitzen.
Hier gibt es keine Termine, hier gibt es höchstens grobe Daten, die sich in der Regel um eine Woche nach hinten verschieben. Unsere Visabestimmung besagt, dass wir uns innerhalb von 14 Tagen nach unserer Ankunft in Indien bei der Botschaft oder der Polizei registrieren müssen, damit unser Aufenthalt überhaupt legal ist. Eigentlich sollten wir das bereits letzte Woche Dienstag machen. Seitdem ist eine Woche vergangen. Mal fehlt ein Dokument, mal sind wir zu spät, weil wir drei Stunden auf irgendjemanden warten müssen, mal streiken Busse und Taxen. Es klappt einfach gar nichts. Ohne Registrierung bekommen wir keine SIM-Karten,  mit meiner deutschen habe ich hier nirgendwo Netz und das nächste Internetcafe ist 20 Kilometer entfernt. Offensichtlich scheint die Welt zwei Ärsche zu haben und an beiden war ich schon: Reichensachsen und Bogaram.

1 Kommentar:

  1. Hallo Birte, gut, dass wir nach diesem etwas düster und frustriert klingendem Eitrag noch miteinander telefoniert haben. Zweifel daran, ob der Weg, den man eingeschlagen hat der richtige ist, kann es immer geben - egal ob man ihn in Australien, Südamerika, Afrika , Reichensachsen oder eben in Bogaram/Indien geht. Das du uns deine Gefühle und Gedanken mitteilst ist eine Möglichkeit, diesen Weg zu gehen und es ist total schön, dass du uns in deine neue Welt mitnimmst und uns teilhaben lässt an einer sehr persönlichen, emotionalen Auseinandersetzungen mit dir selber. Es ist spannend und berührt - und ich fühle mich dir sehr nahe. Ich denke an dich, Mama

    AntwortenLöschen