Donnerstag, 12. Januar 2012

Wie ich um ein Haar zu Spiderwoman mutiert wäre


„Der Blutdruck ist normal.“ 

Das ist das Letzte (und eigentlich auch das Einzige) was der Arzt zu mir sagt. Ziemlich frustrierend angesichts des langen Vortrages, den ich ihm gehalten habe, der Beschreibung des Krankheitsverlaufs, dass mich höchst wahrscheinlich eine Spinne in den Oberarm gebissen hat, dieser nun von der Schulter bis in die Finger schmerzt, sodass ich ihn kaum noch bewegen kann, dass meine Körpertemperatur innerhalb von 12 Minuten von 37,3 auf 39,8 Grad gestiegen ist, dass mir ständig schwindelig wird und schlecht ist und dass ich irgendwas will, was mich innerhalb weniger Minuten wieder topfit macht. Er drückt mir irgendeinen Wisch in die Hand und zeigt mit der Hand auf die Tür, also gehe ich.

Nun stehe ich draußen, beuge ich mich nach unten, um meine Schuhe anzuziehen.
Innerhalb weniger Sekunden wird mir schwarz vor den Augen, schwindelig, es zieht mich nach unten, zwingt mich in die Knie, dann auf mein Hinterteil und schließlich liege ich auf dem Boden.

Toll, denke ich, soviel zum Blutdruck!

Ich berappel mich (Anmerkung: Held!) und bekomme die Anweisung, den Zettel in meiner Hand einem Typen hinter einer Glaswand zu geben. Der schnibbelt irgendwelche seltsamen Tabletten aus und reicht sie mir.

„40 Rupees.“, sagt er. Für den Preis bekommt man nicht mal in Goa so viele bunte Pillen, denke ich mir und greife zu. Mit einem Papiertütchen voller bunter Tabletten und der Anweisung nach jeder Mahlzeit eine zu nehmen gehe ich also nach Hause. Auf dem Weg noch schnell zum Kiosk um mir Cola zu kaufen, schließlich muss ich was für meinen Kreislauf tun. Beim Kaufen widerfährt mir, was mich endgültig an der Qualität indischer Blutdruckmessgeräte zweifeln lässt: ich kippe erneut um und lande diesmal mitten in den Kürbissen. 

 Noch im Fallen beschließe ich, zwei Flaschen Cola anstatt einer zu kaufen.

Statt persönlicher Beratung vom Arzt oder Apotheker, statt informativer Packungsbeilage gibt’s selbstständiges Nachforschen bei Google und Wikipedia. Offensichtlich werde ich die Einnahme der Smartie-ähnlichen Teile überleben, sagt zumindest das Internet meines Vertrauens. Also rein damit.

Manno, ich will meine Mama, mein warmes Bett, meinen Fernseher, meine lila Plüschwärmflasche und geknetschte Banane mit Schokostreuseln!
Doch nicht mal Alma ist da, um mich zu bemuttern und zu bedauern...

Also hilft alles nichts. Und während mein Körper gegen das Fieber kämpft beschließe ich, etwas Sinnvolleres zu tun, als mein Bettlaken voll zu schwitzen – PUTZEN. Wenn mein körperlicher Zustand schon in den Händen der Pharmaindustrie liegt, dann will ich zumindest Herrin meiner psychischen Verfassung sein. Und was befriedigt mehr als Aufwand mit anschließendem Ergebnis (rhetorische Frage = keine Antwort erforderlich, selbst wenn man theoretisch eine parat hätte…)?

Die Medikamente wirken, das Fieber sinkt, mein Biss heilt ab.

Na toll, ausgerechnet jetzt erwähnt Hannes, dass Peter (Achtung an alle Familienmitglieder über 40: das wird Englisch ausgesprochen (=Pietär)) nach dem Biss einer Spinne auch erst Höllenqualen erlitt, ehe er zu Spiderman wurde...!!

Aber hey, wer braucht heutzutage schon Superkräfte, um die Welt zu retten (rhetorische Frage= keine Antwort erforderlich, selbst wenn man theoretisch eine parat hätte…achja, und an alle, die tatsächlich eine Antwort haben: Wer hat gesagt, dass ich nicht schon längst Superkräfte besitze? (rhetorische Frage=keine Antwort….ach das wird mir jetzt zu blöd (ob meine Blödheit Nebenwirkung der Medikamente ist oder aber der Ausgleich für meine Superkräfte, darf der Leser selbst entscheiden (wehe du triffst die falsche Entscheidung!))) ( für den Fall, dass ich eine Klammer vergessen hab, mach ich mal lieber noch eine))?

Und da ich immer noch kränklich bin, fühle ich mich nicht in der Lage, einen guten Schlusssatz zu formulieren. Sorry, aber ich fürchte, da hilft jetzt nur noch ganz viel Mitleid ;)

1 Kommentar:

  1. Verstehen überhaupt nicht, warum du eine Gebrauchsanweisung der englischen Aussprache für deine Familienmitglieder jenseits der 40 einfügen musstest. War hoffentlich nicht die ein oder andere bunte Pille zu viel......!!!
    Senden dir auf diesem Weg ganz viel Mitleid und wünschen dir ehrlich "Gute Besserung".
    Alles Liebe,
    deine Familienmitglieder über 40

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