Was muss sich die Hexe nur gedacht haben, als sie das milchige Fenster zum Computerraum öffnete und das Spektakel sah, was sich darin abspielte?
Ich stehe in der Mitte des Raumes, schwinge meine Hüften von links nach rechts, fuchtel wie besessen mit den Armen in der Luft herum. Um mich herum stehen etwa 8 Mädchen im Kreis, feuern mich an und imitieren kreischend meine Bewegungen. Pravallika korrigiert aus der Ecke des Raumes meine Fingerhaltung, Lalitha schnappt sich das kleine Kinderfahrrad und fährt rythmisch vor und zurück, Sana klettert auf den Tisch und imitiert den Nightfever-Dancemove, Durga gröhlt den Text und animiert alle Anwesenden zum Mitsingen. Es funktioniert, die Geräuschkulisse erreicht einen Pegel der eine Entscheidung zwischen „Boah-ist-das-laut-und-total-schief-ich-kann-hier-nicht-länger-bleiben-ohne-mit-erheblichen-Hörschäden-zu-rechnen“ und „einfach-nur-geil“ unmöglich macht. Wir tanzen, gröhlen, wackeln uns in eine Art Rauschzustand, so erscheint es mir.
„We all go to Mental Hospital!“ höre ich eines der Mädchen rufen. Schallendes Gelächter.
Singen, als ob niemand zuhört, tanzen, als ob niemand hinsieht.
Die traditionelle Kleidung und die männerfreie Welt erlaubt es uns, so sexy zu tanzen, wie wir nur können (und die Mädels können sexy tanzen – Aber Hallo!).
Was war passiert? Bis vor 10 Minuten war dieser Computerunterricht wie jeder andere auch…
Rückblick.
Vielleicht fing es mit Pravallikas trockenem Kommentar an, der mich so zum Lachen brachte.
„Sister, I cannot type.“ –„Why not?” – “Because this computer is confused.”
Vielleicht ging es weiter, als Manasa (ein 8-jähriges Genie) eine ihrer berüchtigten Grimassen schnitt und ich sie daraufhin als „Itsche“ bezeichnete, was ihr so gut gefiel, dass sie von nun an immer so genannt werden will.
Vielleicht war der Tropfen der das Eskalations-Fass zum Überlaufen brachte meine Ankündigung, dass Alma und ich ab nächster Woche Notiz darüber führen werden, wie konzentriert die Mädels sind um die Aufmerksamen unter ihnen am Ende des Monats mit Süßigkeiten zu überraschen.
„Aber damit fangt ihr erst nächste Woche an, oder?“ – „Ja, ab nächster Woche müsst ihr euch benehmen…“
Jetzt reicht ein Handzeichen aus und Saramma legt die völlig zerkratzte „Everybody on dancefloor – Volume 11“ CD ins Laufwerk.
Zuerst sind wir nur zu fünft. Doch wie die Fliegen ums Licht kreisen, so kreisen die Mädchen um jede Anlage, die ihre Lieblingsmusik spielt – vor allem, wenn sie dabei zusehen können, wie Priya Sister abgeht.
Völlig abgelenkt, aufgedreht, berauscht, bekomme ich gar nicht mit, wie sich der kleine Raum mit den drei Steinzeit-Computern allmählich füllt. Und so kommt es schließlich zur anfangs beschriebenen Szene.
Ihr Räuspern, ihr Husten, ihr Klopfen. Alles zieht an mir vorbei. Und gerade als ich auf dem Höhepunkt extravaganter Moves ankomme, öffne ich die Augen und schaue der Hexe (einer Anwältin, die hier aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend eingezogen ist und seither tägliche Gehirnwäsche mit den Kindern vollzieht) direkt in die Augen.
Wäre ich Stefan Raab und hätte einen Tisch mit roten Knöpfen vor mir gehabt, so hätte ich jetzt Emmas legendäres „Uppsi!“ abgespielt.
Stattdessen zucke ich zusammen, berappel mich und wuschel gefühlte drei Minuten in meinen Haaren herum, sodass eine Frisur zumindest wieder erahnbar ist.
„They should not dance, they have to study.“
Das ist alles. Pfffffffffff (x 10^37)!
Das ist alles. Pfffffffffff (x 10^37)!
Ich muss an eine Songzeile denken: „ You said I must eat so many lemons, cause I am so bitter.“
“One more song, please!”, rufen die Mädels. “One more song, please!”, sage auch ich nun.
Eine abwertende Kopfbewegung und das Geräusch ihres schlürfenden Ganges auf dem Flur.
„Hey girls, when we’re finally in Mental Hospital, we will start a revolution!“ rufe ich und hoffe, dass die Hexe diese Kampfansage noch gehört hat.
Musik an, Kopf aus. Denn wenn‘s am Schönsten ist, sollte man weitermachen.
Suuupiii Birte,
AntwortenLöschenmal wieder etwas was ich mir bildlich vorstellen kann, vor allen Dingen deine schwingenden Hüften und die Armbewegungen dazu ;-))),obwohl dich in den Kürbissen oder Melonen liegen zu sehen war auch lustig (nur die Umstände halt nicht). Allerdings vermisse ich diesmal die Lautsprache für die über 40jährigen Familienmitglieder, du machst es uns echt schwer!
Freue mich aber schon wenn du uns deine Tänze ab August hier vorführen wirst, zu echter Bollwoodmusik, versteht sich!
Lass dich umarmen Liebes SUSI
Haha haha, das sind solche Granaten! Ich freue mich schon wenn ich mitmachen darf!! ;)
AntwortenLöschenAlso dann bis neulich, General!
Herzlichst Oberst Strahli